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Ergonomie am Arbeitsplatz – Schreibtischarbeit gesund gestalten

28. Nov. 2019
6 MIN

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Von Natur aus ist der Mensch ein Läufer. Im Laufe der Evolution verschaffte ihm der aufrechte Gang neben verschiedenen anderen Fähigkeiten einen entscheidenden Vorteil, wenn es um das eigene Überleben ging. Wussten Sie etwa, dass unsere Vorfahren einst fast täglich die Strecke eines Marathons zurücklegten?

Davon sind wir in der modernen (Arbeits-) Welt meilenweit entfernt. Statt uns über viele Stunden täglich zu bewegen, tun wir das genaue Gegenteil: Wir sitzen. Immer häufiger und immer länger.

Die Zahl der Schreibtischjobs in Deutschland wächst ständig. Allein von 2006 bis 2016 hat sich die Zahl der Büroarbeitsplätze um etwa 16 % erhöht. Rund 17,6 Millionen Deutsche arbeiten am Schreibtisch. Fast jeder zweite der rund 40 Millionen Arbeitsplätze in der Bundesrepublik ist also ein Sitzplatz.

Eine Studie der Techniker Krankenkasse kam zu dem erschreckenden Ergebnis, dass Menschen hierzulande rund 6,5 Stunden am Tag sitzend verbringen. Jeder Fünfte sitzt sogar mehr als neun Stunden am Tag. Und das nicht nur beruflich, auch im privaten Bereich sitzen wir in der Regel mehr, als uns guttut. Denn wenn der Körper sich eigentlich im Anschluss an den Arbeitstag nach Bewegung sehnt, sitzen wir erneut: Auf dem Sofa, vor dem PC oder der Konsole.

Gesundheitliche Probleme durch langes Sitzen

Sitzende Positionen verleiten in der Regel dazu, sich sprichwörtlich hängen zu lassen, statt eine wirklich aufrechte Position einzunehmen. Dies wiederum führt zu einer Ermüdung der Muskulatur – und nicht zuletzt auch des Gehirns. Die Produktivität des Mitarbeiters nimmt ab, die Effizienz der Arbeitsleistung sinkt – ein Teufelskreis für den Einzelnen und nicht zuletzt auch das Unternehmen.

Schon längst ist bekannt: Ein Körper, der sich nicht bewegt, wird irgendwann gesundheitliche Probleme bereiten. Und so mag der Satz „Sitzen ist das neue Rauchen“ mittlerweile zwar abgedroschen klingen, dennoch ist an seinem Wahrheitsgehalt kaum zu rütteln. Neben Muskel- oder Skelettproblemen, Übergewicht, Herz- und Kreislaufproblemen können sogar Krebserkrankungen die Folge häufiger und langer sitzender Tätigkeiten sein.

Prävention lohnt sich – auch finanziell

Angesichts steigender Krankenzeiten in den Betrieben erkennen immer mehr Unternehmen, dass sich die Investition in die Mitarbeitergesundheit dauerhaft lohnen kann. Schließlich kostet ein Krankheitstag – je nach Branche – im Durchschnitt 107 €, wie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin errechnet hat.

Ein nachhaltiges, betriebliches Gesundheitsmanagement widmet sich jedoch immer der Verhältnis- und der Verhaltensprävention. Für ein gesundes Arbeiten geht es also nicht nur darum, Arbeitsplätze gesund zu gestalten, sondern auch darum, positiv auf das Gesundheitsverhalten des Einzelnen einzuwirken.

So kann ein Unternehmen zwar keinen Einfluss auf das (private) Bewegungsverhalten seiner Mitarbeiter nehmen, aber natürlich darauf, wie der Arbeitsplatz im Betrieb gestaltet ist. Dabei gilt grundsätzlich: Wenn sitzen, dann richtig. Wer etwa auf hochwertige und ergonomische Büromöbel setzt, hat einen ersten Schritt zu mehr Mitarbeitergesundheit gemacht. Schließlich macht ein ergonomisch optimierter Arbeitsplatz sitzende Tätigkeiten nicht nur leichter, sondern kann sogar die Gesundheit positiv beeinflussen.


Folgendes sollte bei der Einrichtung eines ergonomischen Arbeitsplatzes beachtet werden:

1. Der Schreibtischstuhl: Ein ergonomischer Schreibtischstuhl ist das Zentrum eines ergonomischen Arbeitsplatzes und ausschlaggebend für ein entspanntes und gesundes Arbeiten. Schließlich ist die richtige Sitzhaltung elementar wichtig, wenn es um die dauerhafte Gesunderhaltung des Mitarbeiters geht. Deshalb sind moderne Bürostühle mit einer Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten ausgestattet. Doch damit nicht genug: Sie lassen Bewegung nicht nur zu, sondern fördern diese sogar und ermöglichen so dynamisches statt passives Sitzen.

Grundsätzlich sollten Sie beim Einstellen Ihres Bürostuhls folgende Punkte berücksichtigen:
  • Die Füße stehen fest auf dem Boden – Die Sitzhöhe muss so gewählt sein, dass beide Füße festen Halt auf dem Boden haben. Nur so kann der Rücken entlastet werden. Baumeln die Beine hingegen in der Luft, führt das auf Dauer zu Rückenproblemen. Ist der Stuhl auch auf niedrigster Stufe noch zu hoch für seinen Besitzer, kann eine kleine Fußbank Abhilfe schaffen.

  • Auf die passende Sitztiefe achten – Die Sitzfläche sollte so eingestellt werden, dass die Oberschenkel genug Auflagefläche, die Kniekehlen jedoch Abstand zur Vorderkante haben. Denn: Werden die Kniekehlen dauerhaft gequetscht, kann dies zu Durchblutungsstörungen der Beine führen. Im Idealfall lässt sich die Sitzfläche zusätzlich neigen. In diesem Fall ist es ratsam, sie leicht nach vorn zu kippen um eine Aufrichtung der Wirbelsäule und eine möglichst gerade Haltung zu fördern.

  • Rückenlehne richtig einstellen – Moderne Bürostühle verfügen normalerweise im unteren Bereich über eine Wölbung, die als Lordosenstütze bezeichnet wird. Diese ist wichtig, um den empfindlichen Lendenwirbelbereich dauerhaft zu unterstützen und sollte sich etwa in Höhe der Gürtellinie befinden. Die Höhe der Rückenlehne sollte so eingestellt werden, dass sich das Ende etwas unterhalb der Schulterblätter befindet. Sie sollte außerdem flexibel sein, um Variationen in der Position zuzulassen. Das bedeutet, dass die Rückenlehne der Bewegung Ihres Oberkörpers folgen sollte und gerade Haltung ebenso unterstützt, wie eine leicht nach hinten geneigte entspannte Sitzhaltung.

  • Armlehnen nicht vergessen – Die Armlehnen sind wichtig für die Entlastung des Schultergürtels und des Oberkörpers. Sie sollten so eingestellt werden, dass Ober- und Unterarm einen Winkel von 90 Grad bilden.

2. Der Schreibtisch:
Basierend auf den Einstellungen des Schreibtischstuhls, sollte auch der passende Schreibtisch nicht vernachlässigt werden. Im Idealfall ist auch dieser in der Höhe verstellbar und lässt sich dabei mindestens im Bereich von 66 bis 75 Zentimetern bewegen. Ist dies nicht der Fall, sollte die Arbeitsfläche bestenfalls etwa 72 Zentimeter hoch sein. Hintergrund: Die richtige Höhe des Tisches ist elementar wichtig für eine genügende Beinfreiheit unter der Arbeitsfläche. Besonderes Plus: Immer mehr Unternehmen setzen auf elektrisch verstellbare Schreibtische, an denen die Mitarbeiter nicht nur sitzend, sondern auch stehend arbeiten können. Das kommt nicht nur bei Angestellten mit bereits vorhandenen Rückenproblemen gut an, sondern gilt als besonders gesund.

Um festzustellen, ob die Höhe des Schreibtischstuhls zur Höhe des Schreibtisches passt, gilt es, Folgendes zu überprüfen:
  • Bilden Ober- und Unterarme angewinkelt etwa einen rechten Winkel?
  • Liegt die Tastatur parallel zur Tischkante und genau waagerecht zu den Unterarmen, die auf der Armlehne bzw. der Tischplatte ruhen?
  • Weisen Ober- und Unterschenkel einen Winkel auf, der größer als 90 Grad ist?
  • Liegt der Rücken an der Rückenlinie an?

Wenn Sie alle Fragen mit „Ja“ beantworten können, passen die Einstellungen. Trifft einer der Punkte nicht zu, gilt es, nachzujustieren. Lässt sich der Schreibtisch nicht passend verstellen, müssen die Anpassungen am Bürostuhl vorgenommen werden.

3. Der Monitor: Wenn es um einen ergonomisch gesunden Arbeitsplatz geht, darf auch die korrekte Position des oder der Monitor(e) nicht vernachlässigt werden. Der Monitor sollte:
  • Weit genug entfernt stehen – Wer aufrecht in seinem Schreibtischstuhl sitzt und einen Arm ausstreckt, sollte den Monitor höchstens mit den Fingerspitzen erreichen. Als idealer Abstand zwischen Augen und Monitor gelten 45 bis 80 cm. Ist der Monitor größer als 17 Zoll, kann auch eine größere Entfernung nötig sein.

  • In der richtigen Höhe aufgestellt sein – Dauerhaft nach oben zu blicken ist ungesund und führt zu Verspannungen im Nackenbereich. Aus diesem Grund sollte der Monitor so aufgestellt sein, dass die obere Kante etwa auf Augenhöhe liegt. Wer in die Mitte des Monitors schaut, sollte dazu den Kopf leicht nach unten neigen, ein Blickwinkel von rund 35 Grad ist genau richtig. Das entlastet den Nacken.

  1. Die Tastatur: Auch die Einstellung der Tastatur sollte nicht unterschätzt werden. Schließlich kann es auch im Bereich der Handgelenke bei falscher Belastung schnell zu Verspannungen oder gar Sehnenscheidenentzündungen kommen. Eine entspannte Handhaltung während des Tippens hingegen tut den Handgelenken gut. Im Idealfall ...
  • liegt die Tastatur etwa fünf bis zehn Zentimeter entfernt von der Schreibtischkante, sodass Unterarme und Handballen entspannt auf der Armlehne und/oder dem Schreibtisch liegen.

  • sollte die Tastatur eine Neigung von 15 Grad nicht überschreiten, damit die Handgelenke in einer möglichst flachen Stellung bleiben. So werden die Handgelenke so wenig wie möglich belastet. Wird eine Handballenauflage verwendet, kann es unter Umständen nötig sein, vorhandene Tastaturfüße aufzustellen.

Ergonomische Schreibtischmöbel und die korrekte Einstellung der Arbeitsgeräte sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem gesünderen Arbeitsleben. Für ein gesundes Leben ist jedoch Bewegung unabdingbar. Ein Bürostuhl, der dynamisches Sitzen mit Bewegungsfreiheit unterstützt, hilft deshalb allein auch nicht.

Deshalb sollten weiterhin folgende Punkte im Büroalltag berücksichtigt werden:

  • Mehr Bewegung einbauen – Wissenschaftler sind sich einig: Länger als 40 Minuten am Stück sollte ein Mensch nicht sitzen. Natürlich lässt sich das nicht immer einhalten. Trotzdem gilt im Büroalltag: Bauen Sie Bewegung ein! Besuchen Sie Kollegen in ihren Büros, statt diese anzurufen. Stellen Sie Drucker und Faxe so auf, dass Sie aufstehen müssen, um Dokumente abzuholen. Nutzen Sie außerdem die Mittagspause für einen Spaziergang.

  • Den Blick öfter in die Ferne schweifen lassen – Gut für Nacken und Augen: Nicht immer auf den Monitor zu starren, sondern den Fokus hin und wieder auf einen entfernten Punkt zu richten.

  • Gesunde Ernährung statt Fast Food – Nehmen Sie im Büro keine schwer verdaulichen Mahlzeiten zu sich. Setzen Sie stattdessen auf leichte Mahlzeiten wie z. B. Salat.

  • Lichtverhältnisse optimieren – Die beste ergonomische Beleuchtung am Arbeitsplatz besteht aus einem Mix von Tageslicht, indirekter und direkter Beleuchtung. Das Licht sollte dabei im Idealfall seitlich auf den Arbeitsplatz fallen.

  • Das richtige Arbeitsumfeld – Lärm macht nachweislich krank. Aus diesem Grund sollte das Umfeld möglichst geräuscharm sein. Nicht überall – gerade in Großraumbüros – ist dies möglich. Für solche Fälle sollten ruhige Rückzugsräume, z. B. Besprechungsräume, zur Verfügung stehen.

  • Luftqualität verbessern – „Abgestandene“ Luft macht müde. Regelmäßiges Lüften bringt frische Luft ins Büro und lässt die Mitarbeiter durchatmen und steigert Konzentration und Produktivität.

Ein ergonomischer Arbeitsplatz ist gelebte Prävention – und eine Investition, die sich häufig auf lange Sicht auszahlt. Er trägt maßgeblich zur Gesunderhaltung bei und kann so dafür sorgen, krankheitsbedingte Fehltage zu reduzieren. Ebenso verbessert er das Wohlbefinden der Mitarbeiter und kann so Motivation und Produktivität der Angestellten erhöhen, was sich wiederum positiv auf die Produktqualität und somit auf das ganze Unternehmen auswirkt.

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